Mein Name ist Sara und ich möchte dir erzählen, was ich erlebt habe. Habe Verständnis und ein offenes Herz, während du meine Geschichte liest, denn mein Leben wurde wirklich drastisch zum Guten verändert. Auch wenn du gewisse Dinge, die du liest, vielleicht nicht ganz verstehst, bitte ich dich, trotzdem alles in Ruhe zu lesen. Eines weiß ich: es ist die Wahrheit.
Meine Mama hatte 1984 Gebärmutterhalskrebs und dadurch bereits zwei Jahre vor meiner Geburt meinen Bruder verloren. Meine Eltern waren verzweifelt, da sie trotz der erlittenen Krankheit meiner Mama noch immer den großen Wunsch hatten, ein Kind zu bekommen. In ihrer Verzweiflung betete meine Mama zu Gott – mit erstaunlichem Ergebnis: trotz Toxoplasmose gebar sie mich am 17. Januar 1998 mit schweren Komplikationen als Frühchen. Ich erblickte zwar das Licht der Welt, hatte aber schwer zu kämpfen. Kaum war ich geboren, bekam ich eine schwere Lungenentzündung und einen Darminfekt, infolgedessen ich fast ausgetrocknet wäre. Da durch diesen Infekt auch noch starke Bauchschmerzen hinzukamen, weinte ich sehr viel. Eine Krankenschwester entdeckte, dass ich durch das viele Weinen einen Nabel-Bruch hatte und außerdem ein Eierstock verklebt war. Hätte sie das nicht entdeckt, hätte ich nie Kinder bekommen können.
Im Laufe der Jahre war ich sehr oft krank und daher sehr dünn. Aber nachdem die Ärzte meine Mandeln im Alter von fünf Jahren operativ entfernt hatten, ging es endlich bergauf.
Die Beziehung zu meinen Eltern empfand ich nicht so intensiv, wie es in gut funktionierenden Familien üblich ist. Meine Eltern und ich haben zwar manchmal an den Wochenenden etwas unternommen, aber mir fehlte etwas und ich wusste nicht, was es war.
Ich will nicht sagen, dass mich mein Papa nicht geliebt hat, denn das spürte ich schon irgendwie. Aber ich sehnte mich so sehr nach Anerkennung. Ich sehnte mich so sehr danach, mal in den Arm genommen zu werden und diese simplen Worte wie „Ich hab‘ dich lieb“, „Ich bin stolz auf dich“ oder „Das hast du gut gemacht“ zu hören. Aber stattdessen hörte ich andere Worte, die mich leider nicht aufbauten oder ermutigten. Daher fühlte ich mich bereits als Kind wertlos. Heute weiß ich, dass mein Papa nichts dafür konnte, denn er hörte schließlich solche Dinge von seinem eigenen Papa auch nicht, wie ich später erfuhr.
Meine Mama schenkte mir schon die nötige Liebe, aber das Problem war, dass es ihr psychisch nicht gut ging und sie dadurch nicht mehr genug Kraft hatte, um sich und mich aufzubauen. Im selben Haus, in dem ich aufwuchs, lebte auch meine Oma. Sie war eine sehr geduldige Frau. Da meine Eltern sehr viel arbeiteten, war meine Oma unter der Woche immer für mich da. Ich habe sehr oft bei ihr geschlafen und sie hat jeden Tag für mich gekocht. Ich machte meine Hausaufgaben bei ihr und wir verbrachten einfach den restlichen Tag miteinander. Das ging jeden Wochentag so die ganze Volksschulzeit hindurch. Heute noch bin ich meiner Oma sehr dankbar, dass sie mir viel beibrachte und in schwierigen Zeiten immer das Gespräch mit mir suchte und mich danach fragte, wie es mir wirklich geht.
Ebenso waren meine Tante und mein Onkel mütterlicherseits an den Wochenenden für mich da. Sie lernten mir die slowenische Sprache und erzogen mich im katholischen Glauben. Sie brachten mir alles bei, was sie wussten. Sie sorgten für mich wie für ihr eigenes Kind.
Während meiner Volksschulzeit verbrachte ich fast jedes Wochenende bei ihnen. Wir gingen jeden Sonntag in die Kirche. Meine Tante las mir manchmal aus der Bibel vor und betete jeden Abend mit mir, bevor ich zu Bett ging.
Mit ihnen fuhr ich sogar jedes Jahr zweimal nach Slowenien zu unseren
dortigen Verwandten, was für mich immer die schönste Zeit im Jahr war, da ich alles, was sich in Österreich bei meinen Eltern abspielte, für ein paar Wochen vergessen konnte.
Ich war sehr gerne bei meiner Tante und meinem Onkel in Linz, denn dort fühlte ich mich geborgen und geliebt. Bei ihnen wusste ich, dass sie mich so annahmen, wie ich bin und mich niemals verurteilten. Ich weiß noch, dass ich jeden Sonntag, wenn meine Eltern mich abholten, weinte und in Panik ausbrach, weil ich nicht nach Hause wollte. Mein richtiges Zuhause war für mich immer bei meiner Tante und meinem Onkel. Ich hatte, auch wenn sich das jetzt übertrieben anhört, jedes Wochenende bei meinen Verwandten Nächte, in denen ich weinend und schwitzend wach wurde, weil ich träumte, dass ich bei meinen Eltern zuhause aufwachte. Jedes Mal war ich so erleichtert, als ich erkannte, dass ich bei meiner Tante und meinem Onkel in Linz war.
Ich ging sehr gerne zur Schule, was sich jedoch ab der zweiten Klasse aus folgendem Grund änderte: Wir hatten zu Hause einen süßen, jungen und verspielten Hund. Als eine damalige Freundin mir ihr Freundschaftsbuch mit nach Hause gab, in das ich mich einschreiben sollte, erwischte mein Hund in einem unbeobachteten Augenblick leider das Buch und zerfetzte es. Es war nicht mehr zu retten. Als ich am nächsten Tag in die Schule kam und der Freundin traurigerweise berichten musste, was passiert war, wurde ich bis Ende des Schuljahres von fast allen Klassenkollegen ignoriert und gemobbt.
Da es mir damit verständlicherweise nicht gut ging, verschlechterten sich meine Noten so sehr, dass ich die zweite Klasse sogar wiederholen musste. Aber das war eigentlich gut, denn in der anderen Klasse lernte ich neue Freunde kennen, unter anderem ein Mädchen, mit dem ich mich besonders gut verstanden hatte. Ich war fast jeden Tag nach der Schule bei ihr. Wir machten gemeinsam Hausaufgaben und spielten miteinander oder gingen spazieren.
Eines Wintertages, an dem es schon sehr bald finster wurde, ging ich von ihr zu Fuß nach Hause. Ich hatte Angst. Es war sehr dunkel und unheimlich. Plötzlich spürte ich etwas, das ich bis heute nicht wirklich beschreiben kann. Ich ging ganz normal, hatte jedoch auf einmal das Gefühl, als würde ich schweben! Meine Angst war plötzlich wie weggeblasen und ich fühlte mich beschützt und geborgen. In wenigen Augenblicken war ich zu Hause. Ich weiß bis heute, dass ich mir das nicht eingebildet habe. Es war so real!
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