Ich vergebe dir aber …

Vielleicht hast du dieses Buch zur Hand genommen, weil der Titel auf dein Leben zutrifft. Vielleicht hast du jemanden im Sinn und sagst: „Ich vergebe dir, aber…“

Vielleicht hast du versucht zu vergeben, aber du konntest es einfach nicht.

Vielleicht dachtest du, du hast vergeben, aber das, was passiert ist, kommt immer wieder zurück, und es fühlt sich so wund und schmerzvoll an, und du fragst dich, ob du im Bereich der Vergebung versagt hast.

Vielleicht weißt du, dass du vergeben solltest, aber du bist einfach nur wütend und willst nicht vergeben.

Oder vielleicht hast du derselben Person immer und immer wieder vergeben, und willst es nicht mehr.

Hier sind nur einige der Dinge, die ich gehört (oder sogar selbst gefühlt) habe, die den Satz vervollständigen: „Ich vergebe dir, aber…“

• du verdienst es nicht.

• ich werde es nicht vergessen!

• ich möchte, dass es dir leid tut.

• ich hasse dich trotzdem.

• ich möchte nicht, dass du damit davonkommst.

• ich möchte, dass du zugibst, dass du Unrecht hast.

• ich möchte, dass du weißt, welchen Schmerz du verursacht hast.

• jemand muss dafür bezahlen.

• ich möchte, dass du weißt, wie sehr du mich verletzt hast.

• ich möchte nicht, dass du gesegnet bist.

• es ist schwer.

Wenn einige dieser Gedanken deine Gedanken sind (oder ähnliche Variationen), dann ist dieses Buch für dich. Wir werden uns diese Gedanken und Gefühle anschauen und sehen, was Gott über sie zu sagen hat. Denn letztendlich möchte Gott für dich Freiheit, Frieden und Segen; und Vergebung ist der Weg, der dich dort hinführt.

Was Gott letztendlich für dich will, ist Freiheit und Frieden.

Du weißt, du solltest vergeben, richtig? Du hast vielleicht schon dein Bestes gegeben. Vielleicht war es ein Lippenbekenntnis, und du sagtest: „Ja, ja ich vergebe ihm / ihr,“ aber tief im Inneren glaubst du es selbst nicht. Du hast versucht zu vergeben, aber es gelang doch nicht. Jedes Mal, wenn der Name der Person (oder die Situation) auftaucht, schwellen deine Adern am Hals an, oder der Schmerz schlägt auf den Magen. In den frühen Morgenstunden wirbeln dir Gedanken an das Geschehene im Kopf herum, sodass du dich im Bett hin-und herwälzt, weil sie dir den Schlaf rauben.

Vielleicht hast du immer noch das alte flaue Gefühl im Magen, wenn dich etwas daran erinnert. Oder du hältst einfach absichtlich an der Unvergebenheit fest, um jener Person eine Lektion zu erteilen.

Du hast vielleicht versucht zu vergeben, aber du weißt, dass du nicht völlig frei bist.

Wurdest du verletzt?

Die meisten von uns Christen wissen, wir sollten vergeben, nicht wahr? Wir wissen aus der Bibel und aus jahrelangen Predigten, dass wir nicht an Groll festhalten sollten.

Sagen wir zum Beispiel, jemand hat dir Unrecht getan, und du bist sehr verärgert darüber. Du hast ein paar Freunden davon erzählt, und jedes Mal, wenn der Name dieser Person im Gespräch erwähnt wird, bekommst du wieder dieses schreckliche Gefühl in der Magengrube. Aber wenn ich dich fragen würde: „Hegst du Groll gegenüber dieser Person?“ Dann wäre deine gute, christliche Antwort: „Oh nein, ich habe ihr vergeben“, weil du weißt, du solltest das sagen.

Über die Jahre habe ich gelernt, diese Frage nicht mehr zu stellen, denn ich bekomme, auch wenn klar zu sehen ist, dass es noch ein sehr großes Problem darstellt, immer wieder diese gleiche Antwort. Leute wissen einfach nicht, dass sie immer noch Groll hegen (und deshalb sind sie noch nicht frei davon).

Lass mich daher die Frage so stellen: „Bist du verletzt worden?“

Ich denke, diese Frage können wir alle mit „ja“ beantworten. Ich denke, jeder, der länger als 15 Minuten am Leben ist, wurde schon verletzt. Traurig, aber es ist ein Teil des Lebens in dieser Welt.

Lass mich zunächst sagen, dass es mir so leidtut. Ich weiß, dass dein Schmerz echt ist. Du denkst vielleicht: „Niemand versteht, was ich durchgemacht habe!“ (und das ist wahr) und „Wie kann ich die schrecklichen Dinge, die ich ertragen habe, die Wunden und Narben, die ich jeden Tag trage, vergeben?“

Ich war nicht dabei und ich weiß nicht genau, was dir passiert ist. Aber ich bin durch einige schmerzliche Situationen gegangen und habe andere Menschen durch einige leidvolle Dinge begleitet.

Vielleicht kommt dein Schmerz daher, dass dich jemand auf schreckliche Weise verletzt hat oder vielleicht sogar versucht hat, dich zu zerstören. Vielleicht hast du auf jemanden gezählt, der dich dann furchtbar enttäuscht hat, oder du warst fassungslos, als jemand, dem du vertraut hast, dich einfach total verraten hat. Vielleicht war es sogar ein Christ, der es besser hätte wissen müssen! Vielleicht hat dich jemand bestohlen oder war gemein zu dir.

Du leidest vielleicht schon eine lange Zeit unter der Unvergebenheit. Vielleicht liegt das Ereignis schon länger zurück, und trotz deiner Bemühungen zu vergeben, kannst du es nicht ganz loslassen. Oder vielleicht war es erst kürzlich, und der Schmerz geht so tief, dass du keine Möglichkeit siehst, zu vergeben. Das sind alles sehr reale, sehr schmerzhafte Wahrheiten.

In der heutigen Zeit scheint es, als gäbe es eine Menge guter Gründe nachtragend zu sein. Es ist auch ein gesellschaftlich anerkanntes Konzept, sich an jemandem zu rächen, der uns verletzt hat – Rache ist ein beliebtes Thema in Filmen, Büchern, Fernsehen und Zeitungen. Aber Rache ist nicht Gottes Weg. Sein Wunsch – und auch meiner – ist Freiheit von Verletzungen, damit du in deinem Herzen und in deinem Verstand Frieden haben kannst. Wir möchten, dass du die Freiheit hast, den Schmerz zu überwinden.

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